Mit dieser Titelzeile hatten Sie mich: „Sex-Schnüffei an Berliner Schulen“.
Jeden Tag gehe ich an unserem Zeitungskiosk vorbei. Und jeden Tag muss ich zwangsläufig die Titelzeile der BZ lesen. BZ ist die größte Bullevar-Zeitung Berlins. Und ich weiß mit Sicherheit, ohne es nachzurecherchieren, dass die, die größte Auflage an Zeitungen in Berlin haben, dass die, die meisten Menschen in Berlin und Umland erreichen. Und zwar jeden Tag.
Das Thema oben in der Titelzeile wird aus aus diesen 5 Wörtern nicht ersichtlich. Es bleibt ein Geheimnis darin verborgen, was damit gemeint ist:
„Sex-Schnüffei an Berliner Schulen“.
Das Erste Wort SEX. Das ist schon mal gut, das zieht schon mal jede Menge Aufmerksamkeit auf sich. Ob Du willst oder nicht, Du interessierst Dich für SEX.
Dann folgt das Wort „Schnüffelei“, in Verbindung mit SEX. Hm? Fragst Du Dich beim lesen, was wollen die von mir? Was meinen die damit? Das alles passiert in deinem Unterbewusstsein.
Und dann folgt, an „Berliner Schulen“.
Hee? Was ist mit Sex an Berliner Schulen? Ratter Ratter Ratter im Kopf. Und du läufst weiter.
So erging es mir als ich Heute morgen an dieser Titelzeile vorbei ging.
Nun ist das noch lange nicht für ich ein Grund diese Zeitung zu kaufen. Außerdem habe ich gar keine Zeit stehen zu bleiben und mich dafür zu interessieren, denn ich muss weiter. Es ist kurz vor acht Uhr morgens und ich muss meine kleine Tochter an der Schule abliefern und den Tag starten.
Mittlerweile ist es Mittagszeit, ich frage meine Frau, was ich uns zum Essen besorgen soll. Sie sagt indisch. Also rufe ich bei unserem Stamm-Inder an, bestelle und in 8 Minuten ist das Essen fertig. Ich muss es nur noch abholen.
Als ich bezahle und mit dem warmen Essen rausgehen will, sehe ich bei unserem Inder, wie immer auf seinem Tisch, die BZ liegen.
Na bitte schön, da ist diese Titelzeile wieder, die mich Heute morgen kurz zum Stehen gebracht hat.
Nun greife ich zu der Zeitung – ich muss das Essen warm nach Hause bringen, meine Frau wartet – aber das lasse ich mir nicht nehmen, kurz einen Blick darauf zu werfen, worum es bei diesem Artikel geht.
Oben rechts lese ich rot hinterlegt: „Senat untersucht, ob Lehrer hetero- oder homosexuell sind“.
Etwas weiter unten lese ich dann einen kurzen Absatz, der mir Lust machen soll auf das sogenannte => „Weiterlesen“ zu klicken, bzw. bis Seite 16 mich durchzublättern, um mehr darüber zu erfahren.
Selbstverständlich habe ich keine Zeit dafür, ABER …
Wie ihr seht hat es die BZ wieder mal geschafft mich zum Stehen zu bringen, um mich für etwas zu interessieren – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Etwas, was mich überhaupt, ja rein überhaupt nicht interessiert.
Was interessiert mich ob die Lehrer an der Schule hetero oder homo sind? Ich habe in meinem Leben 1000 wichtigere Probleme und dringendere Baustellen zu beackern, als dieses Thema. Trotzdem hat es diese Titelzeile es geschafft, das ich ihr eine Minute meines wertvollen Lebens schenke. Und das ist verdammt viel, wenn man bedenkt, wie viele Minuten wir in unserem Leben eigentlich haben und wie viel Bilder und Werbeplakate Tagtäglich, mit allen Mitteln, um unsere Aufmerksamkeit buhlen.
Wie haben die das gemacht? Und das machen die Tag für Tag so!
Wie erreichen sie Tagtäglich Millionen von Menschen? Und schaffen es so, dass diese sich für das eine oder andere Thema interessieren und sogar diese Zeitung kaufen?
Mit einer sogenannten Titelzeile.
Eine Titelzeile zu schreiben ist eine große Kunst. Eine Kunst, die nur wenige Menschen beherrschen.
Die Aufgabe einer Titelzeile ist es, die Aufmerksamkeit eines Menschen für ein Thema oder einer Sache zu erregen.
Das macht sie, in dem sie etwas auf den Punkt bringt. Völlig egal erstmal, was dieser Punkt ist und wenn der Betrachter das Thema oder die Sache spannend findet, dann liest er oder sie weiter.
Wie viele Plakate und Werbung sehen wir Tagtäglich, woran wir vorbei gehen und sie uns alle kalt lassen? Wir sagen sogar, mein Gott, was ist das? Wie uninteressant! Wie schlecht.
Warum?
Weil alle diese Menschen, die hinter diesen Plakaten, mit all ihren Bildern, Farben und Schriften stehen, es nicht geschafft haben, „den Nagel auf den Kopf zu treffen“ bzw. auf den Punkt zu kommen.
In der Tat aber ist es nicht so ganz einfach auf den Punkt zu kommen. Was alles dazu gehört, behandle ich weiter in meinem nächsten Artikel.
Daher ist das, was die Leute von der BZ- oder Bild-Redaktion machen, wahrlich eine große Kunst.
Ein großer Meister in Marketing nannte das einst: „Werbekunst in Wort“
Eine Sache noch:
Betrachten Sie mal Ihre Timeline bei Facebook. Wie viele Sprüche müssen wir ertragen? Wie viele Bilder und bewegte Videos wegscrollen, bis etwas interessantes unsere Aufmerksamkeit fesselt? und wir uns dann etwas länger dafür interessieren?
Wer in der Lage ist, ob mit Wort oder Bild unsere Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen, der ist ein großer Meister und wird über das größte Energiefeld, das die Menschheit je derzeit besitzt verfügen:
„Aufmerksamkeit“
Mehr dazu, was wir von der Bild-Zeitung und BZ lernen können?, Und wie wir mehr Aufmerksamkeit, Interesse, Verlangen und Interaktion für uns und für unsere Aussagen und Inhalten wecken können gibt es in der Fortsetzung dieses Artikels.
Wenn Du noch nicht in meinem Verteiler bist, dann trag Dich mit deiner Email-Adresse dort ein und bestätige dies in deinem Email-Postfach. So bekommst mit, wenn ich den zweiten Teil des Artikels schreibe.
Liebe Grüße
Alireza