Plötzlich wiedersehen mit Anton Tschechov

Heute morgen musste ich plötzlich und unbedingt Anton Tschechov wieder sehen.

Wer ist Anton Tschechov? Und warum musste ich ihn plötzlich sehen?

Anton Tschechov hat kein Facebook Account. Auch wirst Du ihn unter Instagram oder Twitter vergeblich suchen. Anton Tschechov schreibt keine Tweets. Leider nicht. Aber wenn er welchen schreiben würde, wäre ich der Erste, der ihm bedingungslos folgen würde.

Denn Anton Pawlowitsch Tschechov war ein russischer Arzt und Schriftsteller, der leider nur 44 Jahre alt wurde und zwischen 1860 bis 1904 lebte und wirkte.

Warum ich also heute morgen in aller Herrgottsfrühe in einem Moment der plötzlichen Inspiration, eher gesagt, wie bei einem Anfall von Inspiration, sein Bild herauskramen musste, das ich von ihm vor vielen Jahren ausgeschnitten habe und Mittlerweile in einer Schublade aufbewahrt hatte, will ich Dir mit dieser Geschichte erzählen:

Anton Tschechov
Anton Tschechov

Wie gesagt also, habe ich heute früh, in einem Anfall von Inspiration, dieses Bild, aus einer Kommode rausgeholt, wo ich einiges an Papierkram verstaue. Ich wusste sofort, wo es ist und, dass ich es unbedingt sehen muss. Es ist eine einfache Collage, die ich vor mindestens 20 Jahren erstellt habe, damit sie mich immer an einiges erinnert:

 

Ich hatte sie Jahre lang über meinem Schreibtisch geklebt und vor einiger Zeit abgehangen, als ich mit meinem Schreibtisch umgezogen bin und die Wand darüber aufgeräumt habe. Warum musste ich gerade dieses Bild von Anton Tschechov rausholen und mir unbedingt diese kleine, scheinbar unbedeutende Collage ansehen?

Dies ist das Bild einer meiner Idole. Das Bild eines meiner absoluten Lieblingsschriftsteller und Geschichtenerzähler, dessen Geschichten ich als Junger Mann sehr geliebt und gelesen habe. Vielleicht ist er, der große Anton Tschechov, mit der Grund dafür, warum ich meine Liebe zum Geschichtenerzählen entdeckt habe und Geschichtenerzähler geworden bin.

Unter dem Bild habe ich ein Auszug aus dem Roman von einem anderen Schriftsteller geklebt. Ein Auszug aus „Garp und wie er die Welt sah“ von John Irving.

Diese Zeilen stehen unter dem Bild:

Im Gegensatz zu Alice war Garp ein richtiger Schriftsteller – nicht weil er wunderbarer schrieb als sie, sondern weil er wußte, was jeder Künstler wissen sollte und was er so ausdrückte: „Mann wächst nur in dem man etwas zu Ende bringt und etwas anderes beginnt. Selbst wenn diese sogenannten Enden und Anfängen Illusionen sind.“ Garp schrieb nicht schneller als andere und auch nicht mehr, nur hatte er beim arbeiten immer die Idee des Abschließens mit im Sinn.

Und noch weiter darunter steht in großen Buchstaben wie Du siehst: STRICKEN „jeden Tag“ – Und das, obwohl ich nicht stricken kann und nie eine einzige Masche in meinem Leben gestrickt habe.

Was hat das alles mit einander, mit mir, und vor allem mit Dir als mein verehrter Leser zu tun?

Vor einigen Tagen sah ich auf Youtube ein Video. Es war eine TED_Talk mit Simon Sinek. Darin erinnerte er die Menschen daran, wie wichtig es ist, eine Sache immer mit der Frage nach – WARUM? – zu starten, statt umgekehrt mit der Frage nach, Wie? oder Was?

Nicht das das, eine weltbewegende Entdeckung für mich wäre, denn das ist die wichtigste Frage, die wir Geschichtenerzähler uns immer stellen müssen, wenn wir eine Geschichte erzählen wollen. Ich habe die zentrale Rolle dieser Frage selbst in meinem eigenen Buch über Storytelling und Marketing sehr stark behandelt. Dennoch fand ich die Rede von Simon Sinek sehr beeindruckend.

Nach dieser Rede vom Simon Sinek setzte ich mich hin und beantwortet für mich die Frage nach WARUM?

Warum tue ich das, was ich tue? Warum bin ich Geschichtenerzähler geworden? Warum liebe ich Geschichten und das Erzählen so sehr? Und warum liebe ich das Unterrichten von Storytelling so sehr?

Und dabei ist folgende Mind-map herausgekommen, das Du rechts im Bild siehst: 

Ich habe sehr viel Gründe für all die oben gestellten Fragen gefunden. Ich hätte lockern noch so eine Mind-Map erstellen können. Und noch mehr Gründe finden können. Aber das reicht auch für das Erste.

Da steht also schwarz auf weiß, ich meine natürlich grün auf weiß, woran ich „glaube“. Da steht, wovon ich in meinem Leben und in meiner Arbeit „absolut überzeugt bin“ und danach handle.

Kennst Du das Gefühl, wenn Dir die Kraft und die Überzeugung fehlt deine Ziele und Absichten erfolgreich zu verfolgen?

Du verschiebst dieses Ziel oder diese Sachen ständig, findest ausreden oder vergisst es nach einer Weile sogar. Nach dem Motto aus den Augen aus dem Sinn.

Die Antwort darauf, warum Dir die Kraft und die Motivation zur Handlung fehlt, findest Du in der Mitte meines Mind-Maps.

Dir fehlt das Warum? Denn immer wenn wir uns etwas vornehmen, haben wir die Frage nach WAS geklärt. Wir sagen uns zum Beispiel, ich will joggen gehen oder ich will diese und jene Business-Strategie verfolgen. Das ist Et-Was, was wir uns vornehmen. OK, so weit so gut. Aber woher nehmen wir uns die Antriebskraft dafür?

Woher soll die Motivation kommen, dieses Ziel zu verfolgen und es in die Realität zu führen?

Die Antwort liegt in unserer Beziehung und Verbindung zu diesem Ziel. Und Beziehung und Verbindung zum Etwas schaffen wir nur, in dem wir uns damit beschäftigen. In dem wir uns die Frage nach WARUM? stellen. Warum wollen wir das erreichen?

So finden wir, im wahrsten Sinne des Wortes unsere Beweg-Gründe.

Ich bin kein Motivations-Guru, sondern lediglich ein bescheidener Geschichtenerzähler, der es auch liebt anderen diese Kunst beizubringen. Aber wenn ich mir meine Geschichten angucke, sehe ich, dass in ihnen das Thema Motivation und viele andere wichtige und wertvolle Themen unseres Lebens behandelt werden.

Daher komme ich mir wie ein Motivations-Guru vor, aber wenigstens wie einer der vor allem darüber viele Geschichten erzählt.

Lass mich Dir an dieser Stelle eine meiner Geschichten erzählen, um zu verdeutlichen, was ich damit meine, nämlich „die Geschichte vom Adlerjungen, der bei den Hühnern aufwuchs“

ABER … warte, bevor ich Dir eine neue Geschichte erzählen, will ich dir die Auflösung von dem Rätsel von oben liefern, was das ganze mit Anton Tschechov, Garp und wie er die Welt sah, und das Stricken zu tun hat.

Nun nach dem ich meine Warum-Mind Map gestern erstellt habe, hat mich eine Stimme Heute morgen automatisch zu dieser Schublade geführt. Es war als führt mich eine innere Kraft, die Stimme der Inspiration, von alleine dahin, ohne dass ich was dafür kann und flüstert mir ständig zu: „Erinnere Dich, Erinnere Dich …“

Und nach dem ich nun die obere Collage in der Hand hatte ist mir aufgefallen, dass ich das einwenig vernachlässigt habe, was darauf steht und was mir dieses Bild sagen will. Mir wird klar, dass ich meine innere Stimme und meine innere Sehnsucht in den letzen Wochen und Monaten verloren habe. Darum habe ich auch gerne so eine Warum-Mind-Map für mich erstellen wollen.

Auf dieser Collage ist doch mein Idol abgebildet, auch wenn er ein Idol meiner Jungen Jahren war, so habe ich ihn doch für sein „Schaffenswerk und Schaffensdrang“ bewundert, oder? Ich wollte was davon abhaben, was davon abbekommen, was davon umsetzen. Deshalb habe ich mir sein Bild ausgeschnitten und über meinen Schreibtisch gehängt, damit ich daran erinnert werde, was ich will und wohin ich will und vielleicht auch ein Stückchen, warum ich das will, nicht wahr?

Und was ist mit dem Spruch dadrunter? Aus „Garp und wie er die Welt sah“? Warum habe ich dieses Zitat darunter geklebt?

Im Gegensatz zu Alice war Garp ein richtiger Schriftsteller – nicht weil er wunderbarer schrieb als sie, sondern weil er wußte, was jeder Künstler wissen sollte und was er so ausdrückte: „Mann wächst nur in dem man etwas zu Ende bringt und etwas anderes beginnt. Selbst wenn diese sogenannten Enden und Anfängen Illusionen sind.“ Garp schrieb nicht schneller als andere und auch nicht mehr, nur hatte er beim arbeiten immer die Idee des Abschließens mit im Sinn.

Ganz einfach, diese Zeilen, sollten mich daran erinnern, was meine Aufgabe ist bzw. wie meine Herangehensweise und Betrachtungsweise sein sollte. Als guter Geschichtenerzähler sollte ich immer im Sinn haben kontinuierlich zu arbeiten. Eine Geschichte anfangen, weiter erzählen und zu Ende führen. „Auch wenn diese sogenannten Enden und Anfängen eine Illusion sind“. Und habe ich mich daran gehalten?

JA & NEIN

Ich hätte meine Ziele viel konsequenter verfolgen können. Habe ich aber nicht.

Ich hätte viel produktiver sein können, wenn ich fokussierter gehandelt hätte. Hab ich aber nicht.

Und Warum nicht? Ganz einfach. Ich habe manchmal, meine Werte, also das, was ich am meisten verfolgen wollte, aus den Augen verloren. Viele Dinge haben mich von meinen wahren Zielen und Sehnsüchten weggebracht. Und haben sich in den Vordergrund gestellt, sich wichtig gemacht, obwohl sie es gar nicht waren und ich Dummkopf habe ihnen soviel Raum, Aufmerksamkeit und Bedeutung geschenkt.

Ich habe in den letzten Jahren ein Buch geschrieben. OK, Du Super-Tolstoi, kann ich mir auf die Schulter klopfen. Aber wo ist das zweite Buch geblieben? Und das dritte Buch? Denn seit dieser Zeit, wo ich diese Collage gemacht habe, wo ich das Bild meines Idols ausgeschnitten habe und mir vorgenommen habe ein guter Geschichtenerzähler zu werden, sind 20 Jahre vergangen. Ein Buch in 20 Jahren? Das ist ziemlich wenig, findest Du nicht auch Super-Tolstoi?

Vielleicht solltest ich mir bald eine 2. Mind-Map machen, mit dem Titel: Warum-ich-(nicht)-mein-zweites-Buch-schreibe?

Darum habe ich wohl – heute morgen und unbewusst – meine Collage so hastig und ängstlich aufgesucht, als hätte mich meine gestrige Mind-Map, wie eine innere Stimme, an meine alten Werten erinnert. Eine Stimme, die ununterbrochen zu mir sagt: „Erinnere Dich. Erinnere Dich“. Und ich sie jetzt endlich höre.

Lass mich Dir noch erzählen, warum ich das Wort „STRICKEN-jeden Tag“ fett unter meiner Collage geklebt habe:

Als unser erstes Kind geboren würde, hat meine Schwiegermutter ihm einen Pullover gestrickt. Es war ein sehr schönes Stück und ich kann mich noch selbst nach 11 Jahre an dieses schöne Stuck in Verbindung mit meiner Tochter Erinnern. Aber meine Schwiegermutter hat nicht aufgehört zu stricken. Bald darauf schickte sie eine Mütze und kurz danach einen dazu passenden Schal in den selben Farben.

Mittlerweile haben meine Frau und ich drei sehr süße Töchter und meine Schwiegermutter hat ihnen und uns so viele Pullover, Schals, Mützen und andere Kleidungsstücke gestrickt, das glaubst Du nicht. Das tolle daran ist, es sind nicht irgendwelche Pullis oder Schals. Von mal zu mal wurden ihre Kreationen immer besser, schöner, ausgefallener, farbenreicher und außergewöhnlicher. So, dass Freunde, verwandte und sogar Leute auf der Straße uns auf diese Kleidungsstücke ansprachen. Wenn sie meine Kinder damit auf dem Spielplatz rumlaufen sahen, fragten sie uns oft sogar, ob sie bei unserer Oma was in Auftrag geben dürfen.

Immer wenn ich bei meinen Schwiegereltern zu besuch war, erinnerte mich meine Schwiegermutter an diesen Spruch aus Garp. Sie war weder besser noch viel ausgewöhnlicher als andere Frauen, die strickten. Sie strickte nur jeden Abend. Das war ihre Erfolgsformel. Konsequenz.

Sie gab das tägliche Stricken nie auf. Sie fing eine Sache an, brachte es bravurös zu Ende und fing dann eine neue Sache an.

Auf diese Weise kamen sehr sehr viel schöne Kleidungsstücke zu Stande. Und sie genoss dadurch nicht nur meinen größten Respekt und Bewunderung, sondern ihre Art und Weise zu handeln, wurde für mich zu einem neuen Vorbild. Darum kreierte ich diesen Zettel orangenen Zettel mit dick drauf – STRICKEN jeden Tag – und klebte ihn unter dem Garp-Zitat und unter dem Bild vom Tschechov, damit er mich immer daran erinnert, dass ich zwar nicht jeden Tag stricken, aber dafür jeden Tag schreiben kann, um auf diese Weise viele neue und schöne Geschichten und Beiträge zu „stricken“.

Und was habe ich Dummkopf vor einiger Zeit getan? Ich habe diesen Zettel, meine Collage in ein Schublade verstaut. Schön blöd.

Nun gut, jetzt habe ich sie nicht nur wieder gefunden, sondern auch ihren Wert für mich neu entdecken können.

Nun kennst Du meine Geschichte und weiß, wohn mit die Frage nach Warum seit gestern hingeführt hat.

Ich hoffe, da du jetzt diese Zeilen liest und es auch bis hierher geschafft hast, dass ich Dir mit diesem Artikel und dieser meiner Geschichte der letzten Tage oder soll ich lieber sagen, meiner letzen Jahre, etwas geben konnte.

Ich jedenfalls mache mich wohl gleich an die 2. Mind-Map und die dahinter mich erwartende Aufgabe und halte Dich gerne auf dem laufenden wie es weiter geht.

Schreib mir gerne einen Kommentar und bleib mir gesund, dein Alireza.

P.S: Und „die Geschichte vom Adlerjungen, der bei den Hühnern aufwuchs“ erzähle ich Dir gerne bald an in einem nächsten Beitrag. Hast Du lust sie zu hören? Dann trag Dich unbedingt ein meinen Verteiler ein, falls Du noch nicht da drin bist, denn wenn ich sie erzähle bekommst Du von mir eine Mail.

 

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